Chinesische Behörden lassen Menschenrechtler verschwinden

Diessen.- Gao Zhisheng ist ein in China bekannter Anwalt für Menschenrechte. Er hat viele Verteidiger_innen der Menschenrechte vor Gericht vertreten und politisch brisante Fälle übernommen. Ende 2005 entzog die Justizbehörde in Peking ihm die Zulassung als Rechtsanwalt. Dies geschah unmittelbar, nachdem Gao Zhisheng sich in mehreren offenen Briefen kritisch über die Regierung geäußert hatte.
Am 13. August 2017 wurde Gao Zhisheng von seiner Familie als vermisst gemeldet. Die Behörden weigern sich, seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben. Deshalb gilt er inzwischen als Opfer des Verschwindenlassens und ist in Gefahr, gefoltert oder misshandelt zu werden. Seine Familie weiß nach wie vor nichts über die Gründe für seine Inhaftierung und über seinen Gesundheitszustand.
Gao Zhisheng war bereits in der Vergangenheit Opfer des Verschwindenlassens und befand sich als gewaltloser politischer Gefangener in Haft. Damals wurde er eigenen Angaben zufolge wiederholt gefoltert. Trotz alledem setzte sich Gao Zhisheng bis zum Zeitpunkt seines erneuten Verschwindens weiterhin öffentlich für die Menschenrechte ein und übte nach wie vor Kritik an der Kommunistischen Partei Chinas.
Amnesty fordert den chinesischen Minister für öffentliche Sicherheit auf, den Aufenthaltsort von Gao Zhisheng umgehend bekanntzugeben. Der Minister wird aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Gao Zhisheng in der Haft weder gefoltert noch misshandelt wird. Außerdem muss Gao Zhisheng bis zu seiner Freilassung regelmäßig uneingeschränkten Kontakt zu seiner Familie, zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl sowie angemessene medizinische Versorgung erhalten.