Chinesische Behörden lassen Menschenrechtler foltern

Diessen. -Yu Wensheng ist weit über China hinaus als Menschenrechtsanwalt bekannt. Er hat bereits zahlreiche Angeklagte in öffentlichkeitswirksamen Fällen von Verletzungen der Menschenrechte vertreten. Nun wurde er selbst wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ verurteilt und inhaftiert. Nachdem die von ihm eingelegten Rechtsmittel zurückgewiesen worden waren, wurde er am 26. Januar 2021 ohne vorherige Ankündigung in das Gefängnis von Nanjing überstellt.
Dieses Gefängnis liegt ca. 1.000 Kilometer vom Wohnort seiner Familie entfernt. Deshalb kann Herr Wensheng von der Familie nicht besucht werden. In der Haft wurde Herr Wensheng gefoltert und misshandelt. Sein Gesundheitszustand hat sich aufgrund der Haftbedingungen massiv verschlechtert: Inzwischen hat er bereits vier Zähne verloren, weist Zeichen von Unterernährung auf und kann seinen rechten Arm aufgrund eines Nervenleidens kaum noch bewegen. Dies berichtete seine Frau Xu Yan, die am 5. Februar mittels eines Video-Calls eine halbe Stunde mit ihrem Mann sprechen konnte. Wenn Yu Wensheng nicht umgehend medizinisch behandelt wird, steht zu befürchten, dass sich sein Gesundheitszustand soweit verschlechtert, dass er sich davon nicht mehr erholen wird.
Amnesty fordert den Direktor der Haftanstalt von Nanjing dazu auf, sicherzustellen, dass Yu Wensheng in seiner Haftanstalt nicht weiter gefoltert oder misshandelt wird. Außerdem muss er uneingeschränkten Zugang zu angemessener Ernährung und medizinischer Versorgung sowie zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl und seiner Familie erhalten.
Zur Unterstützung dieser Forderungen von Amnesty hat die Amnesty Gruppe Ammersee entsprechende Briefe zur Unterschrift ausgelegt: In Diessen bei der Buchhandlung CoLibri, im Café Goldammer, im Kopierzentrum, im Schalterraum der Post, samstags in der Markthalle; in Riederau in Gaby´s Kaufladen, in Utting in der Buchhandlung am Dorfbrunnen und in Schondorf bei Yoveda - soweit trotz Corona geöffnet. (nd)